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Spielbesprechungen

Torchlight

torchlight1 Neben anderen zählen Max und Erich Schaefer 1993 zu den Mitgründern von Blizzard North. Die beiden beteiligten sich hauptsächlich an der Erfindung und Entwicklung der Action-Rollenspiel.-Reihe „Diablo“. 2003 stiegen sie bei Blizzard aus, gründeten ein neues Studio namens Flagship, veröffentlichten „Hellgate: London“, machten pleite und gründeten das Enwicklerstudio Runic Games. Und veröffentlichten diesen Titel, der aufgrund der Bedienung und Atmosphäre sehr an „Diablo“erinnert und genau in die Wartekerbe schlägt, unter der Fans seit der Ankündigung von „Diablo 3“ leiden.

Die Fans kehren heim. Ihre Heldenkarriere fängt in dem Dörfchen Torchlight an und dort ertönen die gleichen Gitarrenakkorde, die seinerzeit das erste „Diablo“ einleiteten. Wie damals kämpft sich Recke in einer Kampagne durch finstere Ruinen- und Höhlengänge. Axt und Schwert, Flammenkugeln, Blitze, Energiedonner, Skelettarmeen und anderer Zauber dezimiert die Gegnermassen. Eine Story, eine Handlung gibt es, aber sie geht unter. Einzig das Ziel – das Finden der durch Quests vorgegebenen Gegenstände oder einfach des Ausganges – bleibt und sorgt immer wieder für Motivation. Erfahrungspunkte, welche Stärke, Magie, Beweglichkeit und Gesundheit ausbauen, sammeln sich für getötete Monster und gelöste Aufgaben an. Weiterhin verbessert sich der Held durch eine stattliche Auswahl an Waffen und Rüstungen, nochmals wirkungssteigernden Steinen und Heil- und Manatränken.
Wie in den Diablo-Originalen stehen drei Klassen zur Verfügung: Der ursprüngliche Barbar findet sich im im Destroyer, der Magier im Alchemisten und die Vanquisherin entspricht der Amazone. Levelaufstiege stärken die Figuren und bauen gelegentlich einen Talentbaum aus, der für drei leicht unterschiedliche Varianten der jeweiligen Rolle steht. Ein Haustier, ein Hund oder eine Katze, begleitet den Helden, erlaubt auch eine Aufrüstung und kämpft tapfer mit. Erleidet der Held den Bildschirm-Tod ermöglicht das Programm die Wahl, ob er für umsonst in Torchlight, dem Ausgangspunkt, aufersteht, für etwas Gold am Levelanfang oder direkt an dem Ort seines Ablebens, was allerdings ordentlich Erfahrung und Ruhm kostet. Eine Speicherfunktion fehlt, das Programm merkt sich beim Beenden den aktuelle Standort im Spiel. torchlight2

Die Grafik bringt mehr Farbe auf den Bildschirm als die Vorgänger. Durch einige Cartoonelemente ähnelt es etwas dem weiteren Blizzard-Klassiker „Warcraft 3“. Statt eines teuren Systems kam eine Open-Source-Engine namens „Ogre“ zum Einsatz, welche die sieben Landschaftsarten mit den typischen Monstern zaubert. Dank der ressourcen-schonenden Programmierung läuft die Heldenreise nicht nur auf älteren Rechnern noch sehr gut, es gibt sogar die Option „Netbook Mode“. Der insgesamt 370 Mbyte große Download schlägt nur mit 16 Euro zu Buche, da freut sich der geizige Fantasy-Freund. Wenn Runic Games den angekündigten Editor zum Spiel freigibt, sorgen Kreative für Levelnachschub mit eigenen Monstern und Quests.

Fazit: Ein frecher Klon, der dreist kopiert, sich sogar am dritten Teil orientiert, und mehr als die Wartezeit verkürzt.

Pädagogisches: Ein Hack’n’Slay, wie es im Buche steht, auf das sehr wahrscheinlich mehr männliche Spieler abfahren als weibliche. Einige Spielzeitschriften vergeben in ihren Besprechungen dem Spiel eine „ab 12“-Spielbarkeit. Dies halte ich allerdings für etwas zu niedrig angesetzt, denn die Vor- bzw. Abbilder sind die beiden Diablo-Titel, welche von der USK seinerzeit mit „ab 16“ eingestuft worden sind. Auch die Cartoonelemente ändern nichts an dem äußerst kampfbetonten Geschehen.

Schön ist, dass mittlerweile ein Editor vorliegt, mit dem eigene Level erstellt werden können. Ich bin gespannt, welche Abenteuer da in Zukunft von Spielern gebastelt werden. Dass Editoren eine große Fangemeinde sichert, weiß man spätestens seit „Half-Life“.

Gratulation zu den niedrigen Hardware-Ressourcen, welche dieses Spiel braucht. Die Spieler schwacher Hardware werden es danken, und so manch erwachsener Actionrollenspielfan, der sich mittlerweile von den Spielen losgesagt glaubte, wird überlegen, ob er es sich nicht doch auf seinen Arbeitsrechner spielt.

Offizielle Spielsite

(System: ab 800 Mhz-CPU mit 512 MByte RAM und Grafikkarte mit 64 MByte RAM/ Publisher:/ Preis bei Erscheinen im November 2009: ca. 16 €/ USK: nicht geprüft, da online erhältlich, würde aber ab 16 Jahren freigegeben werden)