Der erste Teil sorgte mit seiner Kulisse für Begeisterung, durch langweilige Nebenaufgaben und einem unnötigen Cliffhanger am Ende für Enttäuschung bei der Spielergemeinde. Diesmal führt die Zeitreise-Story für ältere Spieler in das Florenz der Renaissance.
Desmond Miles durchlebte im ersten Teil die Erlebnisse seines Vorfahren Altair, der im alten Jerusalem gegen die Templer kämpfte. Eine Machine namens Animus legte seine Erinnerungen frei. Animus gehört einer mit den Templern verbundenen Organisiation namens Abstergo. Lucy, eine ehemalige Assistentin der Abstergo-Wissenschaftler, befreit Desmond und überredet ihn, ihr im Kampf gegen die Templer zu helfen. Mit dem Nachbau der Maschine, Animus 2, schlüpft er bei der Geburt in den Kopf seines Vorfahren Ezio Auditore Da Firenze. Im Florenz des Mittelalters bringen erste Missionen die Familie und den Gegenspieler näher. Und dann kommt der Verrat. Ezios Bruder und sein Vater sterben, Ezio flieht. Der auf Rache sinnende junge Mann entwickelt sich nun nach und nach zum Assassinen, der sich an der feindlichen Familie, die hinter dem Verrat steckt, blutig rächt. Nicht nur der Rest seiner Familie unterstützt ihn, sondern auch Leonardo da Vinci. Der Erfinder übergibt dem jungen Attentäter nicht nur hilfreiche Produkte seiner Genialität, sondern steht mit Rat zur Seite.
Die Spielstruktur erinnert kaum noch an den Vorgänger. Die Hauptmissionen bleiben im Rahmen der Geschichte linear miteinander verwoben und erfreulich abwechslungsreich. Die Attentate, Ausflüge ins Umland, Kämpfe und Sprungabschnitte oder Flugeinlagen mit Da Vincis Apparat finden mit der Erzählung verwoben statt. Das Programm erlaubt dem Spieler die Wahl, ob er sich ganz der Geschichte widmet oder erst einmal ein bisschen Sightseeing macht. In den Städten warten viele Aufgaben auf Ezio. Er füllt seine Geldbörse als Dieb, begeht Auftragsmorde, sucht Kodexe, Schätze oder Artefakte, verfolgt Straßendiebe und und und. Egal was er unternimmt, alles landet irgendwann in der Geschichte, bleibt im Rahmen und sorgt für Geld, welches Ezio für seine Aufrüstung einsetzt. Schmiede verkaufen Waffen und Rüstungsteile, der Arzt versorgt ihn mit Giften und Medizin und der Schneider übergibt Kleidung in anderer Farbe.
Als Ezios Exil dient eine Villa, die er nach und nach mit Bildern, Waffensammlungen und Sammelobjekten füllt. Er kümmert sich zudem um die kleine Ortschaft drumherum und renoviert die Gebäude in mehreren Stufen. Das kleine Dorf zu einer lebendigen Stadt auszubauen, entpuppt sich als motivierende Nebenbeschäftigung neben der Hauptstory.
Der Assassine vertraut nicht nur der Waffengewalt seines Waffenarsenals. Er heuert zur Ablenkung auch Diebe und Kurtisanen an, um Wachen abzulenken. Verfolgen ihn nach der Tat viele Wachen, steigt sein Fahndungslevel und die Entdeckung naht. Da hilft nur Verstecken, um den Fahndungslevel wieder zu senken. Grafisch begeistert die Umsetzung der italienischen Renaissance-Architektur und das quirlige Leben auf der Straße. Fazit: Gelungener mittelalterlicher Rachezug.
Pädagogisches: Aufgrund der Hintergrundstory dürfte klar sein, dass es sich hier um ein Spiel für ältere Jugendliche bzw. erwachsene Männer handelt. Nicht nur der Beruf des Assassinen ist auszumachen für ein Desinteresse von Seiten der Mädchen. Es werden Bruder und Vater getötet, die andereren Familienmitglieder bleiben am Leben bzw. muss der Held sich um sie kümmern und sie beschützen. Also nicht nur das Dilemma des „abwesenden Vaters”, des entehrten Vaters wird hier Thema, sondern zudem der Versorger- und Beschützer-Aspekt. Das traditionelle männliche Rollenbild lebt hier weiter, steht aber hoffentlich nicht gleich auf dem heimlichen Lehrplan vieler Spieler.
Die Grafik ist freilich atemberaubend detailliert und durch den OpenWorld-Charakter entsteht eine Spielfreiheit, die an ein mittelalterliches GTA erinnert. Die Besichtigung der Renaissance gibt ein kleine, wenn auch verkürzte Sicht auf die italienischen Städte und auf ein Toscana des Mittelalters. Vielleicht empfiehlt sich der Rundgang auch für die ein oder andere Geschichtsstunde, wenn das Thema „Medici“ auf dem Unterrichtsplan steht.
(System: PS3 (Xbox 360)/ Publisher: Ubi Soft/ Preis bei Erscheinen im November 2009:/ USK: ab 16 Jahren)