Kategorien
Spielbesprechungen

Landwirtsschafts-Simulator Gold

lwsg 1Über 450.000 Exemplare der Alltagssimulation gingen bisher über die Ladentheke. Damit gehört der Landwirtschaftssimulator zu den erfolgreichsten deutschen Spielen. Der Hardcore-Gamer rauft sich die Haare. Wer kauft so was und wo lauert der Spielreiz?

Das virtuelle Landwirtschafts-Erbe, welches der PC-Spieler antritt, besteht aus Hof, Getreidesilos, Landmaschinen und umliegenden Felder. Dieses Unternehmen gilt es ab sofort zu führen. Städter üben in Trainingsmissionen das Lenken von Traktoren, das Pflügen und Aussäen. Kleine Aufgaben wie Parcours fahren oder Mähdreschen machen mit der Steuerung der Nutzfahrzeuge, dem An- und Abkoppeln von Anhängern und dem Heben und Senken der angehängten Gerätschaften vertraut. Danach wartet der Ernst des Landwirt-Lebens. Auf manchen Feldern steht reifes Korn, andere liegen vollkommen brach. Dem entgegen kommen teilweise gefüllte Getreidesilos und herumstehende Landmaschinen. Den Takt in dieser Simulation geben via PDA Kontostand, aktuelle Marktpreise für Gerste, Mais, Raps und Weizen und selbstverständlich die Wettervorhersage vor. Durch Aussaat und Ernte genug Geld zu verdienen, um sich modernere Maschinen zu kaufen, bildet das oberste Spielziel.
Es gibt im Gegensatz zur Realität fast keinen Unterschied zwischen Mähdreschen, Ernten, Pflügen, Aussähen oder Düngen, wie zwischen dem Anbau von Gerste, Raps, Mais oder Weizen. Ständiges Fahren mit einem Nutzfahrzeug in mehr oder weniger monotonen Bahnen über eines von etwa 20 unterschiedlich großen Feldern erinnert mehr an Arbeit als an Spiel. Das spielmotivierende Element liegt um Upgraden des eigenen Fuhrparks. Am Anfang steht lediglich ein klappriger Oldtimer-Fuhrpark zur Verfügung, welcher später durch gute Verdienste teuren Luxus-Maschinen Platz macht. Ein vom Computer gesteuerter KI-Assistent versucht beim Mähen zu helfen, wenn der PC-Landwirt mal eine Lieferung zur Mühle oder zur Brauerei bringt.
Die „Gold Edition“ wertet die Simulation um vier zusätzliche Einzelmissionen auf, in denen einige der sieben neuen Geräte zum Einsatz kommen, die zudem in der Karriere zur Verfügung stehen: Kurzscheibeneggen zur Bodenbearbeitung, Zinkensähmaschinen, Selbstfahrspritze und Ballensammelwagen. Ein Konfigurationsmenü erlaubt die Tastenbelegung komplett frei zu belegen und beliebig auf Gamepad oder Lenkrad zuzuweisen. Was weiterhin fehlt: Funktionale Außenspiegel, dynamische Wetterwechsel und eine überarbeitete Physik-Engine.
Neben der Künstlichkeit der virtuellen Umwelt, weder Passanten noch Tier beleben zumindest als Deko die Gegend, verstört vor allem die Spielphysik. Tonnenschwere Landmaschinen hüpfen nach dem Streifen der Bordsteinkante in die Luft und Heuballen bringen gar einen Trecker in Schieflage. Die Faszination beruht einzig und allein auf der Technikdemo des Maschinenparks. Weiterhin trägt der Sammeltrieb und die Aussicht auf größere Maschinen zum Siegeszug der Serie bei. Ein Editor gewährt den Nachbau und Download von unzähligen Traktoren und anderen Geräte aus dem Internet.

Fazit: Die deutsche Antwort auf „Killerspiele“?

Pädagogisches: Nun erstmal Zustimmung zur USK, das Spiel ist wirklich ohne jede Gewalt: Wenn man mal von der Gewalt absieht, welche eine Kultur einer Natur zumutet. Es mag auch gar nicht so lang gerätselt werden, nein, das Spiel eignet sich eher für Jungen (und auch Männer) als für Mädchen. Der Fuhrpark mächtig großer Landmaschinen entspringt eher Männerträumen als denen von Frauen. Natürlich nur gemutmaßt. Aber wenn man sich bestimmte Freizeitevents für Männer anschaut, auf denen diese für einen gewissen Zeitraum einen Bagger oder ähnliches bedienen dürfen, wird es klarer. lwsg 2
Ein Blick auf die vielen Rezensionen auf Amazon.de zeigt, warum der „Landwirtschaftssimulator 2009“ auf Platz 9 der meistverkauftesten PC-Spiele in Deutschland landete. Von unglaublicher Detailfülle und -treuheit ist da die Rede, es meldet sich ein Landwirt zu Wort, der sich freut, dass seinen Beruf in einem Computerspiel zu entdecken, Eltern sehen dies Spiel als eine Alternative zu Ballerspielen an und manch einer entspannt bei der virtuellen Landwirtschaft. Besonders die Möglichkeit mittels Editor eigene Vehikel einzubringen, spornt ewige Modelleisenbahnfreunde an. Aufgrund des Editors und seiner Ergebnisse bietet das Spiel durchaus Langzeitmotivation. Durch die Fülle an Mods soll das inhaltlich eher schmale Spiel doch Tiefe bieten.
Aber ist das noch ein Spiel oder nicht eher Arbeit? Aber vielleicht auch besser zumindest eine Simulation als gar keine Arbeit.

Offizielle Site

Mod-Site

(System: ab 2.0 Ghz-CPU mit 1 GByte RAM, Grafik ab NVIDIA GeForce 6800, ATI Radeon X850/ Publisher: Astragon/ Preis bei Erscheinen im Januar 2010: ca. 20 €/ USK: ab 0 Jahren)

3Sat-Reportage über den Landwirtschaftssimulator auf YouTube