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Spielbesprechungen

Free Civ

freeciv_1 Das rundenbasierte Kultstrategiespiel „Civilization“ fesselte Anfang der 90er Jahre Zigtausende vor den Monitor. Das geniale Spielprinzip „Bauen, Pläne schmieden, Reich vergrößern“ von Entwickler Sid Meier gibt es allerdings nicht nur in kommerziellen Kaufversionen, auch eine sehr gelungene Freeware-Version liegt im Internet vor. Hier überzeugt vor allem ein Multiplayermodus für bis zu 30 Strategen.

Zu Beginn des Spiels steht eine Auswahl zwischen 61 Nationen an. Das Programm schlägt dabei einige Namen vor, beispielsweise bei Deutschland: Thomas Müntzer, Martin Luther, Friedrich Barbarossa, Otto von Bismarck, Friedrich (der Große), Wilhelm (der II.) und Otto (der Große). Ein kleiner Siedler und eine erste Siedlung stellen den Anfang der eigenen Zivilisation dar. Investitionen in Forschung, Straßenbau, die Zufriedenheit der eigenen Bevölkerung durch genug Nahrung und andere Faktoren sorgen für das Aufblühen des eigenen Reiches. Als Ziel gilt es, wie in dem berühmten Vorbild, den Wettlauf in den Weltraum zu gewinnen oder die komplette Welt zu erobern.
Nach dem Start erscheint ein Bild, welches an die erfolgreiche zweite kommerzielle Version erinnert. Die Bewohner der ersten Siedlung erweisen sich als recht pflegeleicht. Sobald sich allerdings das Dorf in eine Stadt verwandelt, fordern die Einwohner mehr, wie etwa Steuersenkung oder Verbesserung der Infrastruktur. Schnelles Handeln sorgt für steigende Einwohnerzahlen, das Errichten eines Weltwunders gar für einen hohen Bekanntheitsgrad in der Spielwelt. Um machthungrigen Gegnern zuvor zu kommen, gilt es eine kleine schlagkräftige Armee aufzubauen, den Krieg zu erklären und feindliche Städte einzunehmen. Erfreulicherweise verfügen die Einheiten in der Kostenlos-Version im Gegensatz zum Original über einen Energiebalken verfügen, der anzeigt, wie sehr ein Gefecht einer Einheit zusetzt. Neben dem Kampf verhilft auch der Aufbau von Handelsrouten sowie das Pflegen diplomatischer Kontakte durch die Errichtung von Botschaften zu mehr Ansehen und Einfluss. Gemeine Geister Spionieren fremde Städte aus, vergiften die Bevölkerung und entfachen Revolten unter den Bürgern der Gegenspieler.

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Zu jeder Einheit, zu jeder Baumaßnahme und jeder Weiterentwicklung erläutert ein kurzer Text die jeweiligen Eigenschaften.Die Grafik spielt wie bei der Vorlage keine große Rolle. Zweckmäßig erinnert sie eher an ein Brettspiel.

Das Spiel zielt in erster Linie auf das Netzwerkspiel ab. Aus diesem Grund gibt es zwei Programme: den Free-Civ-Server und den Free-Civ-Klienten. Selbst Solospieler benötigen den Free-Civ-Server. Tutorials in Internet-Wikis halten hinreichend Tipps bereit, damit jeder einen Spielstart hinbekommt. Actionsuchende Spieler machen besser einen großen Bogen, denn das rundenbasierte Tüfteln und Taktieren bietet viel Zeit für gründlich überlegte Strategien. Schon der Anfang kostet Zeit, denn die hohe Konfigurierbarkeit des Systems gewährt umfangreiche Eingriffe, die von der Größe der Landkarte über die Spielregeln bis hin zum Aussehen der Grafiksets reichen.

Fazit: Umsonst ist das Spiel dieser rundenbasierten Aufbaustrategie nie.

Pädagogisches: Wie schon die Originalversion begreifen erst 12jährige das komplexe Geschehen, falls sie über eine hohe Abstraktionsfähigkeit verfügen. Die Frage ist, ob diese Version tatsächlich auch in Deutschland von der USK freigegeben werden würde. Immerhin taucht als Stadtnamen auch Adolf Hitler auf.
Nichtdestotrotz ist es ein faszinierendes Spiel, welches nach einer gewissen Einarbeitungszeit hoch motiviert. Der abstrakte Kriegsablauf und das rundenbasierte Spielprinzip ist etwas für Erwachsene, die mal mit ihren Kinder ab 12 Jahren eine spannende Auseinandersetzung haben möchten. Hier gewinnt nicht nur der mutige Kriegsherr, sondern auch der geschickte Diplomat.
Um das Spiel zu beginnen sind auch einige technische Kenntnisse sinnvoll. Der Spieler muss erst den Server starten, dann kann er Daten an einer Kommandozeile eingeben; der Befehl „show“ klärt auf, was man alles einstellen kann. Das hört sich schwerer an als es in Wirklichkeit ist. Der Server merkt sofort, wenn irgendwo ein Free-Civ-Klient mit dem Server sich verbunden hat. Wenn man allein spielen will, startet man den Server und macht Einstellungen.

Offizielle Seite

(System: ab 1 Ghz-CPU mit Windows oder Linux oder Mac/ Entwickler: FreeCiv-Project/ Preis: kostenlos/ USK: nicht geprüft, würde aber ab 12 Jahren freigegeben)