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Spielbesprechungen

Scribblenauts

scribblenauts_1 Liegt die Weltwirtschaftskrise, kurz WWK hinter uns? Kaum, spekulieren die Insider. Gehört die Innovationskrise der Computerspiele der Vergangenheit an? Ab und zu entsteht der Verdacht. Vor allem, wenn unerwartet wirklich Neues und bisher Ungespieltes im Spieleregal liegt. Leider immer öfter nur für den Tragbaren von Nintendo. Kein Wunder, dass gerade dieses Gerät immer mehr Freunde findet.

Der Spielinhalt entspricht einem Genre-Mix aus „Super Mario“, „Lemmings“, „The Incredible Maschine“ und einem Duden. Ebenso sehen die Anforderungen an den NDS-Besitzer aus: Neben grundsätzlichen Steuerungskenntnissen wie etwa Stylus-Steuerung, Touchscreen-Bedienung und Eingabe via Minitastattur setzt der Titel Schreibfähigkeiten voraus. Denn das Spiel kennt 22.000 Wörter (zum Vergleich, unser Alltagswortschatz umfasst ungefähr 9.000 Wörter). Jedes erscheint unmittelbar nach der Eingabe als gezeichnetes Objekt aus dem Nichts auf dem kleinen Bildschirm. Egal ob es sich hier um einen Geschirrspüler oder um Löwenzahn handelt. Dabei verhält sich der Geschirrspüler wie ein Geschirrspüler und der der Löwenzahn wie ein Löwenzahn. Natürlich haut der Elefant ab, wenn eine Maus auf dem Schirm erscheint. Dies alles macht erst richtig Sinn in Verbindung mit dem Helden Maxwell. Vor ihm und dem Spieler liegen 220 Level voller Rätsel, die von leichten Einstiegsleveln bis zu heftigen Kopfnüssen reichen. Aus dem kreativen Spielzeug entwickelt sich ein Spiel und aus dem Spiel auch immer wieder kreatives Spielzeug. Denn immer wieder gilt es zu überlegen, welche Gegenstände oder Lebewesen sich dazu eignen, um das Spielproblem zu lösen.scribblenauts_2
Eine Belohnung gibt es für die Verwendung von so wenig Begriffen wie möglich für die Lösung des Rätsel. Ein leichtes Beispiel hilft dem Verständnis: Auf dem kleinen Monitor sieht der Rästelfreund einen Teich, darin eine Seerose und einen Piranha. Die Aufgabe lautet die Seerose aus dem Teich zu fischen und dafür am besten nur einen Begriff zu benutzen. Das Naheliegenste, der Begriff „Angel“ zeichnet eine Angel, mit der Maxwell das Pflänzchen aus dem Teich hebt. Oder eine Pumpe saugt das Wasser raus. Oder ein Seemonster kümmert sich um den Piranha, damit Maxwell gefahrlos zur Rose schwimmt. „Scribblenauts“ belohnt aber auch den Stil der Lösung. Je weniger Waffen allerdings zum Einsatz kommen oder das Verschonen von Unschuldigen entscheidet auch über die Belohnung durch das Spiel. Denn das Spiel achtet auf dem Lösungsstil. Rabauken beseitigen zwar die Probleme, stehen aber nicht unbedingt als die Gewinner da. Zur Belohnung schaltet das Programm weitere Level frei und verteilt einen silbernen Stern. Wer den jeweiligen Level dreimal durchspielt, ohne eine Sache oder ein Lebewesen zweimal zu verwenden, erhält gar einen goldenen Stern.
Neben den normalen Levels gibt es in den Action-Levels Fallen, Bewegungssensoren und Lavabecken. Es gilt vor allem die Physikengine mit zu beachten, um unbeschadet sein Ziel zu erreichen. Eine Spielschwäche, das nicht genaue Platzieren können der Objekte wirkt sich hier manchmal fatal aus. Auch über die etwas frickelige Steuerung via Stylus trösten ein Editor, um eigene Rätsel zu erstellen, ein Online-Modus und ein Bonus-Shop über das einzige Manko hinweg.

Fazit: Einzigartig und fast biblisch – am Anfang war das Wort.

Offizielle Spielsite

Pädagogisches: Na, da freut sich doch der Deutschlehrer, wenn sich die Kids mittels NDS-Spiel selbständig den Wortschatz erweitern. Super Idee, leider noch nicht ganz befriedigend umgesetzt. Bei der Steuerung gibt es auf alle Fälle noch Nachholbedarf. Aber der Anfang ist gemacht, der Titel zeigt, dass Worte Waffen und Hilfen sein können. Herrlich, was da allein schon philosophisch raus zu holen ist.
Lesen und schreiben sollte er können, der kleine Spieler. Und einen Grundwortschatz sollte er auch besitzen. Jungen haben bestimmt Freude dran, immerhin gibt es das Wort „Panzer“. Mädchen vielleicht auch, da die Denkaufgaben schon mehr als lediglich destruktive Kreativität erlaubt. Die USK gab es ab 6 Jahren frei, weil man sicherlich einige Gemeinheiten z.B. mit Klebstoff und einem Eichhörnchen machen kann. Der Phantasie ist hier freien Lauf gegeben. Den Titel sollte allen eisernen Verfechtern des Buches ans Herz gelegt werden. Hier wird die von ihnen geforderte Phantasie durch Worte und deren Bilder gefordert ohne Ende.
Meiner Meinung nach ein Vorreiter vieler ähnlicher Spiele, auch im PC-Bereich, die uns hoffentlich bald erreichen und unseren so sehr bedrohten Wortschatz retten. Mal sehen, ob Schule das Potenzial dieses Titels entdeckt.

(System: Nintendo DS/ Publisher: Warner Interactive/ Preis bei Erscheinen im September 2009: ca. 35 €/ USK: ab 6 Jahren)

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